Der erste Tag

Es ist 4 Uhr früh Ortszeit und Linda ist hellwach. Macht aber nichts, denn wir sind es auch. Und so sitzt die ganze Familie um 4:30h beim gemütlichen Sonntagsmorgenfrühstück. Naja, gemütlich ist es zumindest für denjenigen nur bedingt, der Linda auf dem Schoss hat, da sich ihr Hochstuhl noch für mindestens drei Wochen auf dem Luftweg befinden wird. Da unsere Tochter jedweden Brei dankend ablehnt und Brot, Avocado und Birne ausschließlich selber nehmen und in den Mund (oder sonstwohin) befördern möchte, muss schnellstens eine günstige Übergangslösung her. Und so geht unser erster Ausflug im Land der unbegrenzten Möglichkeiten Richtung – Ikea.

Dank Internet wissen wir bereits, wo wir welchen Bus nehmen müssen und mit Hilfe eines sehr netten Drogerieverkäufers kommen wir auch bald an die 30 erforderlichen 25cent-Stücke für den Fahrkartenautomaten. Auch im Bus wimmelt es vor netten, hilfsbereiten Menschen und so haben wir innerhalb von Minuten einen jungen Mann kennengelernt, der seine Hilfe beim Erkennen der richtigen Haltestelle anbietet (die Durchsagen sind nämlich auch bei gutem Willem nicht zu verstehen) und eine Chinesin, die uns die Telefonnummer ihres Bruders gibt, der eine Wohnung zu vermieten hat. Dazu kommen ungezählte Komplimente für unser Kind und vor allem ihre „big blue eyes“.

Nach einer halben Stunde Fahrt (Manhattan ist lang und hat viiiele Ampeln) steigen wir wohlbehalten an der Wallstreet in downtown Manhattan aus und laufen das kurze Stück zum Fähranleger. Ikea liegt nämlich in Brooklyn und das ist am besten mit dem Boot zu erreichen!

Da das Wetter phantastisch ist, sind wir nicht die einzigen, die eine schöne Bootstour mit nützlichen Einkäufen verbinden wollen, und so stehen wir 50 Minuten an, bevor wir Platz auf der zweiten Fähre finden. Die Fahrt ist dann aber auch wirklich wunderschön, mit Blick auf die Brooklyn Bridge, die Skyline Manhattans und schließlich sogar auf die Freiheitsstatue! Volles Touri-Programm zum Auftakt also!Brooklyn Bridge

Freiheitsstatue

Ikea hat tatsächlich einen eigenen Anlegesteg und der Kapitän erinnert uns noch daran, dass alle Einkäufe auf dem Rückweg in die blauen Ikea-Plastiktaschen passen müssen und man mit größeren Objekten nicht mitgenommen würde. Lustige Vorstellung: Menschen, die ganze Schrankwände per Boot nach Hause befördern. ;-)

Bei Ikea angekommen sind wir dann allerdings einigermaßen überfordert. Der Laden ist zum Bersten voll, Linda hat Hunger, eine nasse Windel und ihrer Meinung nach ist auch echt mal Schlafenszeit. Nach einigem Hin- und Hergelaufe haben wir dann Zutritt zum euphemistisch „family`s room“ genannten BehindertenWC mit Korbstuhl zum Stillen und schmalem Plastikbrett an der Wand zum Wickeln erhalten und so findet das satte, frische gewickelte Kind bei Papa im Tragetuch endlich in den Schlaf. Wir dagegen reihen uns mit dem schnell gefundenen Hochstuhl in die ewig lange Schlange vor den Kassen ein.

Auf dem Rückweg müssen wir dafür im wirklich schönen Abendlicht der Spätsommersonne nicht ganz so lange auf die Fähre warten und genießen noch einmal die Fahrt über den East River.

Etwas irritiert sind wir dann im Bus, als der Fahrer uns auffordert, den (mit den obligatorischen Ikea-Servietten und -sonstigem Krempel vollbeladenen) Kinderwagen zusammen zu klappen und auf einer Ablagefläche in Bauchhöhe zu verstauen… Zuhause angekommen lesen wir das natürlich mal nach und tatsächlich: Kinderwagen sind in New Yorker Bussen nur zusammengeklappt zulässig. Soviel zu meinen geplanten Wochentagsausflügen in den Central Park! Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte.